Dienstag, 8. Juli 2014

PRO*TEST

Wir erinnern uns an einen Zeitpunkt, wo den Piraten bis zu 20% prognostiziert wurde. Das war etwa zeitgleich mit dem “Dazu haben wir noch keine Meinung”! Dieser Spruch von keiner “Ahnung” schien auf Dauer in den Medien nur zu nerven – vielen Menschen war aber auch gerade das sympathisch. Wir wurden unsicher …


Ich könnte wetten, dass diese 20% in etwa dem Protest-Wähler-Potential entsprechen …

… vorausgesetzt die Partei ist ansonsten einigermaßen sympathisch.

Eine reine “Protest-Partei”, die einfach nur zu allem “NEIN!” sagen würde, wo Mehrheiten klar sind (z.B. Gen-Technik, Fracking, Atom-Energie, Krieg, unkontrollierte alternativlose Finanzierung von Verlusten angeblich systemrelevanter Banken bei gleichzeitigem Abbau von Sozialsystemen …) … und ansonsten 1-2 Jahre “dazu haben wir noch keine Meinung” … ein bisschen jung und netz-affin … könnte vielleicht einen ähnlichen Stunt hinlegen. [das weitere Konzept dazu liegt in meinem Notfallkoffer;)]

Daher macht mir die AfD wenig Angst, denn diese SYMPATHIE erreichen die nie – und ein großer Teil dürfte mit der Wahl nur einen Denkzettel angekreuzt haben. Der allgemeine Anstieg von Fremdenfeindlichkeit in der Gesellschaft macht mir da mehr Sorgen. Eine Machtübernahme von klassisch Rechts ist weniger zu erwarten – als verkaufte Ideale der bürgerlichen Mitte und deren Sitznachbarn aller Coleur.

Der Abstieg von diesem 20%-Treppchen begann erst so richtig und vor allem nachhaltig-erdrutschartig durch die Festlegung der Piraten auf Ziele, Themen und Forderungen. Das ist auch logisch, denn plötzlich konnte man die Piraten einsortieren und für sich entscheiden, ob man dem entspricht – oder nicht. Jede Forderung polarisiert. Auch das dürften wir mittlerweile ja sogar in den eigenen Reihen gelernt haben.

Damit will ich nicht sagen, dass es ein Fehler wäre, Positionen festzulegen (das war absolut notwendig). Es ist aber nuch nicht so schlimm in dem einen oder anderen Punkt - oder gar in ganzen Bereichen kein Programm zu haben (und sich zumindest die benötigte Zeit zu lassen).

Das skurile in genau diesem Punkt ist bei den Piraten allerdings, dass sich die Mär’ von keinem Programm verhältnismäßig lange hielt. Es gab durchaus auch BürgerInnen, die sich von dem “da haben wir noch keine Meinung” abschrecken ließen – zu Zeiten, wo sehr wohl bereits Programm vorlag.

Aber mal ehrlich: who the f*** liest so etwas, wie ein politisches Programm? So Verrückte, wie ich einer bin, der Wahllügen in Wahlprogrammen abhakt, die kannste an einer Hand abzählen – gegenüber einer Bevölkerung von 80 Millionen. Und bei der Bevölkerung kommt nicht selten vor, dass (Ordo-) Liberalismus und Neoliberalismus verwechselt und in einen Topf geworfen wird – also teils auch das Vokabular fehlt, um so ein Programm wirklich zu verstehen.

Da zähle ich mich als geboren politisch interessierten Mensch sogar hinzu. Ich habe unglaublich viele Basics in den letzten Jahren gelernt!

Hinzu kommt Internetsprache, auch heute noch ein rotes Tuch für weite Teile unserer Großeltern-Generationen.

Ich will damit sagen, daß ein großer Teil des Abwärtstrends ganz natürlich von dem Medienhype und vor allem der darauf folgenden Auseinandersetzung mit den Inhalten kam. Je mehr wir uns festlegten, um so mehr waren wir für die Einen wählbar – für Andere aber wiederum absolut nicht.

Dazu brauchte es eigentlich weder Gates noch unsere unterirdische Netzkompetenz in Sachen freundlicher und weltoffener Kommunikation. Das kam schlicht dazu und will ich nicht herunter spielen. Wir sind uns zumindest darin einig, daß die gegnerische Seite ein Kommunikationsproblem hat. Also brauche ich nicht weiter in dieser Wunde zu pulen.

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